Lokindustrie-Rubrik: Archiv Juli 2021
Datum 07.07.21
Feierliche Schlüsselübergabe - Stadler erweitert Standort Berlin
Stadler hat heute zusammen mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, der Berliner Wirtschaftssenatorin Ramona Pop, dem Schweizer Botschafter in Deutschland, Dr. Paul R. Seger sowie weiteren Gästen aus Politik und Wirtschaft die feierliche Übergabe der pünktlich fertiggestellten Fertigungs- und Inbetriebsetzungshalle nebst Bürogebäuden und firmeneigenem Betriebsrestaurant gefeiert. Damit kann Stadler die modernste Werkshalle für den Bau von Schienenfahrzeuge in Deutschland in wenigen Wochen beziehen. Im zweiten Bauabschnitt wird auf dem Firmengelände ein Logistikzentrum errichtet. Die Investition mit einem Volumen von rund 70 Millionen Euro ist ein klares Bekenntnis zum Standort Berlin und schafft die idealen Voraussetzungen für die Abwicklung von Großaufträgen.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller: «Was wir hier in Pankow im Werk von Stadler erleben, ist eine Erfolgsgeschichte ohnegleichen. Und es ist die Fortsetzung eines Wirtschaftswunders, das im beschaulichen Bussnang im Osten der Schweiz seinen Anfang nahm, und heute weltweit Maßstäbe im Schienenverkehr setzt. Als Stadler zehn Jahre nach der Wende einen alteingesessenen, aber bedrohten Standort übernahm, ahnte niemand, dass zwei Jahrzehnte später ein derart florierender Standort mit fast 1´500 Mitarbeitern aufwachsen würde. Vor zwei Jahren hat sich der Senat auf seinem Bezirksbesuch mit eigenen Augen ein Bild von der gewaltigen Entwicklung des Unternehmens machen können. Die Schienenverkehrstechnik als eine der Wachstumsbranche der Hauptstadtregion ist wichtig für Berlin als Standort, für die Hauptstadtregion und für die Mobilitätswende. So bleibt Stadler ein wichtiger Partner für Berlin. Wir bedanken uns für dieses Engagement und wünschen auch künftig volle Auftragsbücher und Züge, die zufriedene Nutzer durch die großen Städte der Welt fahren – Züge made in Berlin.»
Auf zusätzlichen 24´000 Quadratmetern Gesamtfläche erstreckt sich der Anbau an das bestehende Stadler-Werk in Berlin-Pankow. 16´000 Quadratmeter davon sind allein der statischen Inbetriebsetzung und der Montage von Schienenfahrzeugen vorbehalten, die im Rahmen eines modernen Taktfertigungskonzepts industrielle Manufaktur mit flexibler Produktion verbindet. Damit wird eine deutliche Optimierung der Fertigungsbedingungen erzielt. Offene und moderne Büro- und Konferenzflächen sowie ein firmeneigenes Betriebsrestaurant schaffen eine zusätzliche Bereicherung des Arbeitsumfeldes für die rund 1´500 Mitarbeitenden am Standort.
Innerhalb von weniger als 30 Monaten seit Investitionsentscheid 2019 wurde das neue Gebäude sowie die Anbindung an den bestehenden Gleisanschluss geplant und errichtet. Die Übergabe erfolgte pünktlich, um in den kommenden Wochen die Inbetriebnahme der Flächen abzuschließen und alles für den Einzug der Mitarbeitenden und den Beginn der Produktion im Herbst 2021 vorzubereiten.
«Wir freuen uns sehr, mit der Fertigstellung des ersten Bauabschnitts unser gesetztes Ziel erreicht und eine hochmoderne Produktions- und Arbeitsumgebung geschaffen zu haben. Durch den Neubau können wir am Standort Berlin Produktionskapazitäten von bis zu 500 fertigen Wagen im Jahr erzielen und sind so bestens für die Abwicklung anstehender Großaufträge aufgestellt.», sagt Stadler Deutschland CEO Jure Mikolčić. Neben 106 Fahrzeugen für die S-Bahn Berlin werden am Standort u.a. bis zu 1500 Wagen für die Berliner Verkehrsbetriebe sowie 55 Batterie-Fahrzeuge für den Einsatz in Schleswig-Holstein entwickelt und gefertigt.
Erfolgreiche Zusammenarbeit
Stadler erweitert mit dem Neubau nicht nur seine Produktionskapazitäten sondern siedelt mit der statischen Inbetriebsetzung der Fahrzeuge sowie einem im 2. Bauabschnitt bis Ende 2024 entstehenden Logistikzentrum neue Tätigkeiten auf dem Werkgelände an, für die weitere Boden- und Planungstätigkeiten erforderlich sind. Alle Arbeiten wurden durch den Generalunternehmer S&V erfolgreich geplant und ausgeführt. Das Bauvorhaben wurde durch das Land Berlin im Rahmen einer GRW-Förderung gefördert und durch die Investitionsbank Berlin betreut.
«Mit der Erweiterung unserer Kompetenzen am Standort Berlin haben wir uns mit der Schaffung moderner Produktions- und Inbetriebnahmeflächen frühzeitig auf die Abwicklung unseres nachhaltig sehr guten Auftragsbestands vorbereitet. Gleichzeitig sichern wir industrielle Arbeitsplätze auf einem hohen fachlichen und innovativen Niveau in der deutschen Hauptstadt. Dank der guten Auftragslage können wir unseren Standort in Berlin Pankow seit der Übernahme 2001 zum vierten Mal erweitern und wir sind stolz auf dieses Investment. Unser Dank für die hervorragende Unterstützung und Beratung unseres Neubauvorhabens gilt vor allem der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Berlin Partner und der Investitionsbank Berlin während des gesamten Projektfortschritts sowie dem Bezirk Pankow und dem Generalunternehmer S&V für die operative Abwicklung und Begleitung.», sagt Peter Spuhler, Chairman und CEO der Stadler Rail Group.
Die Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Ramona Pop: «Mit dem Bau der neuen Montagehalle unterstreicht Stadler sein Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Berlin und gibt wichtige Impulse für das gesamte Gewerbegebiet. Ich bin stolz, dass wir dieses Innovationsprojekt mit GRW Mitteln fördern konnten. Das Unternehmen investiert in der Hauptstadt in Wachstum und innovative Schienenfahrzeuge, die auch für einen leistungsstarken und klimafreundlichen Hauptstadtverkehr der Zukunft sorgen. Das Projekt strahlt direkt auf seine Umgebung aus und ist Anstoß zu weiteren baulichen Veränderungen der technischen Infrastruktur im gesamten Pankow Park, die wir unterstützen werden.»
Stadler Deutschland ist mit seinen rund 1´500 Mitarbeitenden einer der größten industriellen Arbeitgeber Berlins. In Berlin-Pankow werden alle Produkte des Produktportfolios für den deutschen Markt sowie Straßen- und Stadtbahnen für den Export entwickelt, gefertigt und montiert. Stadler Deutschland wurde im Jahr 2000 als Joint Venture mit Adtranz gegründet – das Werk mit seinen damals 197 Mitarbeitern wurde damit vor der Schließung gerettet. Im Juni 2001 hat Stadler die damalige Stadler Pankow GmbH zu 100 Prozent übernommen. Der Standort ist seit dem Jahr 2000 kontinuierlich mit dem Auftragseingang gewachsen. Auch die Mitarbeiterzahl ist kontinuierlich gestiegen – von 197 Mitarbeitenden im Jahr 2000 auf 1´500 Mitarbeitende im Jahr 2021. Seit 2015 ist die in Berlin-Pankow konstruierte und hergestellte Baureihe IK im Berliner U-Bahn- Netz unterwegs. Pünktlich zum Jahreswechsel 2020/2021 kamen die zehn Vorserienfahrzeuge der Baureihe 483/484 für die S-Bahn Berlin hinzu. 2020 konnte Stadler Deutschland die bislang größte Ausschreibung in der Geschichte der Berliner Verkehrsbetriebe für sich entscheiden. Die ersten Fahrzeuge der neuen
U-Bahnbaureihe J/JK werden voraussichtlich im vierten Quartal 2022 für Testfahrten zur Verfügung stehen.
Darüber hinaus entstehen in Berlin Züge für den gesamten deutschen Markt sowie für den Export. Neben der Entwicklung und dem Bau von Fahrzeugen ist der Standort seit vielen Jahren Ausgangspunkt richtungsweisender Innovationen wie der Weiterentwicklung alternativer Antriebstechnologien sowie der Digitalisierung.
Quelle: Stadler Deutschland
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Datum 02.07.21
Digitaler Knoten Stuttgart: Alstom ebnet den Weg für hochautomatisierten Zugbetrieb im stark frequentierten Stuttgarter Netz
Talent 3 Copyright Abellio Sören Hagenlocher
02. Juli 2021 – Alstom stattet im Rahmen des Leuchtturmprojekts „Digitaler Knoten Stuttgart“ der „Digitalen Schiene Deutschland“ zusätzlich zu den Stuttgarter S-Bahnen auch 118 Regionalzüge verschiedener Hersteller mit digitaler Signaltechnik aus. Auftraggeber ist die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg (SFBW). Sie setzt die Züge im hochfrequentierten „Stuttgarter Netz“ ein. Durch die Digitalisierung des Knotens Stuttgart und der Regionalzüge soll die Leistungsfähigkeit des Eisenbahnknotens weiter gesteigert werden, um die Betriebsqualität zu erhöhen und zusätzliche Züge zu fahren. Die erste Stufe der Umrüstung der Fahrzeuge wird bis Ende 2024 abgeschlossen sein. Die sich daran anschließende Hochrüstung auf den zukünftigen europäischen Standard der TSI ZZS1 2022 ist bis Mitte 2027 vereinbart. Der Auftragswert beträgt ca. 130 Millionen Euro.
„Mit der Vergabe der Nachrüstung der Bestandsfahrzeuge an Alstom haben wir den nächsten Meilenstein im Pilotprojekt ‚Digitaler Knoten Stuttgart‘ erreicht“, so der Baden-Württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann MdL. „Es freut mich sehr, dass wir so das Eisenbahnnetz in Deutschland digitalisieren. Damit werden die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit des Schienenknotens gesteigert. Ein verlässliches und stabiles Schienenverkehrssystem ist ein wesentlicher Beitrag zur Verkehrswende und zum Klimaschutz.“
„Der ‘Digitale Knoten Stuttgart‘ ist ein richtungsweisendes Projekt für den Schienenverkehr in Deutschland. Wir freuen uns, nun auch mit der Nachrüstung der Regionalzüge, die in und um Stuttgart verkehren, an diesem Projekt mitwirken zu können und auch darüber hinaus unsere Expertise im Bereich der digitalen Signaltechnik einzubringen“, sagt Müslüm Yakisan, Präsident von Alstom in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Der Vertrag umfasst die Nachrüstung der vorhandenen Fahrzeuge mit dem European Train Control System (ETCS) Level 2 und 3. Damit werden erstmals in Deutschland Züge mit einer Zugintegritätsüberwachung (TIMS) und ETCS Level 3 ausgerüstet. Darüber hinaus werden die Fahrzeuge auch mit Fahrzeuggeräten des hochautomatisierten Fahrbetriebs (ATO, Automatic Train Operation) im Automatisierungsgrad 2 (GoA 2) und in Teilschritten mit FRMCS (Future Railway Mobile Communication System) ausgestattet. Im hochautomatisiertem Fahrbetrieb ist der Triebfahrzeugführer dabei weiterhin im Führerstand und kann jederzeit in den Fahrbetrieb eingreifen. Zudem beinhaltet der Vertrag eine Innovationskooperation, einen Softwarepflegevertrag und einen Instandhaltungsvertrag.
Während ATO GoA 2 bei U-Bahnen sowie auf einigen städtischen Bahnhauptstrecken bereits im Einsatz ist, wird der hochautomatisierte Fahrbetrieb (ATO GoA 2) nun weltweit erstmals flächendeckend auf der Grundlage von ETCS Level 2 bzw. 3 im „Digitalen Knoten Stuttgart“ eingesetzt. ATO GoA 2 ebnet im Zusammenspiel mit einem modernen Kapazitäts- und Verkehrsmanagementsystem (Capacity and Traffic Management System - CTMS) und FRMCS den Weg für vorausschauendes Fahren. Anhand der tatsächlichen Bewegung des vorausfahrenden Zuges wird der nachfolgende Zug mittels laufend aktualisierter Fahrvorgaben präzise und wenn nötig, möglichst dicht nachgeführt – wesentlich straffer, dichter und energiesparender als dies im manuellen, nicht vorausschauenden Betrieb möglich wäre. Durch häufigere Verbindungen mit weniger Verspätungen wird ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz geleistet.
„Mit Alstom haben wir einen kompetenten Partner gewonnen. Wir freuen uns darauf, gemeinsam die Bestandsfahrzeuge im Rahmen des Pilotprojektes ‘Digitaler Knoten Stuttgart‘ für das digitale Zeitalter auszurüsten und somit einen wichtigen Schritt in Richtung ‘Digitale Schiene Deutschland‘ zu gehen“, so Volker M. Heepen, Geschäftsführer der Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg (SFBW).
„Wir freuen uns, neben den Stuttgarter S-Bahnen nun auch die Regionalbahnen im Großraum Stuttgart mit unserer neuesten digitalen Signaltechnik auszurüsten. So können wir einen noch größeren Beitrag zum Leuchtturmprojekt ‘Digitaler Knoten Stuttgart‘ und zur Digitalisierung des deutschen Bahnverkehrs leisten“, so Michael Konias, Leiter Digital & Integrated Systems bei Alstom für Deutschland, Österreich und die Schweiz. „Der Auftrag unterstreicht einmal mehr unser Wachstum im Bereich der Signaltechnik und die positiven Synergieeffekte, die sich aus der Übernahme von Bombardier Transportation für Alstom ergeben haben.“
Im Rahmen der vereinbarten Innovationskooperation werden Alstom und die SFBW im engen Austausch mit dem Programm „Digitale Schiene Deutschland“ zudem die Grundlagen für den Rollout der „Digitalen Schiene Deutschland“ legen. Gemeinsam werden die Anforderungen für das Train Integrity Monitoring (TIM), die FRMCS-Upgradefähigkeit, die Übertragung von Fahrzeugzustandsdaten (Train Capability) an das CTMS (Capacity & Traffic Management System) und für die Umsetzung von standardisierten Fahrzeugschnittstellen (OCORA) festgelegt. Die Umsetzung der erarbeiteten Anforderungen durch Alstom ist Teil des Vertrags. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen direkt in den bundesweiten Rollout der „Digitalen Schiene Deutschland“ ein.
Das Projekt wird vom Alstom-Signaltechnikstandort in Berlin in enger Zusammenarbeit mit dem ETCS-Kompetenzzentrum in Charleroi durchgeführt. Als weitere Standorte sind in den verschiedenen Projektphasen Braunschweig, Salzgitter, Mannheim, Hennigsdorf, Bangalore, Lyon-Villeurbanne und Bukarest involviert. Die Serieninstallation wird standortnah in Stuttgart oder in Hennigsdorf erfolgen.
Alstom rüstet auch Triebzüge der S-Bahn Stuttgart aus
Alstom rüstet auch 215 Triebzüge der S-Bahn Stuttgart mit digitaler Signaltechnik nach. Die 60 Triebzüge der Baureihe 423 und 155 Triebzüge der Baureihe 430 erhalten dabei eine mit den Fahrzeugen der SFBW vergleichbare Fahrzeugausrüstung. Einen entsprechenden Vertrag mit der DB Regio AG hatte Alstom in der vergangenen Woche unterzeichnet. Im „Digitalen Knoten Stuttgart“ wird die S-Bahn allein auf der S-Bahn-Stammstrecke mindestens 20 Prozent leistungsfähiger. Auf der innerstädtischen Tunnelstrecke in Stuttgart sind alle S-Bahn-Linien unterwegs.
Digitaler Knoten Stuttgart
Im Rahmen des Pilotprojekts „Digitaler Knoten Stuttgart“ im Starterpaket der „Digitalen Schiene Deutschland“ werden ca. 500 Netzkilometer des Eisenbahnnetzes der Region Stuttgart bis 2030 schrittweise mit Digitaler Leit- und Sicherungstechnik (DLST) unter hohen und sehr hohen Leistungsanforderungen ausgerüstet. Durch die Digitalisierung des Bahnknotens Stuttgart sollen die Leistungsfähigkeit der Infrastruktur gesteigert, der Eisenbahnverkehr gestärkt und die Grundlagen für die „Digitale Schiene Deutschland“, wie einem modernen Kapazitäts- und Verkehrsmanagementsystem inkl. eines automatischen Störungsmanagement geschaffen werden. Bis 2025 wird mit den Bausteinen 1 und 2 der Kern des „Digitalen Knotens Stuttgart“ mit ETCS Level 2 ohne Signale ausgestattet, darunter die im Rahmen von Stuttgart 21 realisierte Infrastruktur und die S-Bahn-Stammstrecke. Bis 2030 folgen schrittweise die übrige Region, damit einhergehend ETCS (Hybrid) Level 3, ATO GoA 2, CTMS und FRMCS.
Quelle: Alstom