80 Jahre Werk Dessau der DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH

Der diesjährige „Tag der offenen Tür“ fand am 12.09.09 aus einem ganz besonderen Anlass statt. Denn am 2. Dezember 1929 nahm das Werk in Dessau-Süd nach sechsjähriger Bauzeit seinen Betrieb auf und feiert somit in diesem Jahr sein 80. Jubiläum. Der Neubau wurde mit einer Stammbelegschaft von 180 Personen in Betrieb genommen.

 

Die erste auszubessernde E-Lok war die Unfall-Lok E 50 50. Diese Lokomotive war am 20. November 1929 mit dem P 402 von Magdeburg kommend bei der Einfahrt in Dessau wegen zu hoher Geschwindigkeit entgleist und in einen Güterzug gestürzt.

In den 30er Jahren beschaffte die Deutsche Reichsbahn eine große Zahl von Verbrennungsmotor Fahrzeugen. Das waren einmal die sogenannten Kleinlokomotiven mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h und zum anderen Verbrennungsmotor Trieb- und Beiwagen sowie schienengebundene Bahndienstwagen.

Am 01. August 1933 wurde das Ausbesserungswerk Dessau selbständiges Raw mit 407 Beschäftigten. Bereits im Herbst 1933 ( 26. November ) musste der größte Teil der Werkstattfläche dem Junkers – Flugzeugbau zur Verfügung gestellt werden. Das waren 54,4 % der bebauten Fläche. Angesichts dieser Tatsache wurden dem Werk am 14. Februar 1934 von der Hauptverwaltung 1,5 Mio. RM für die Erweiterung überwiesen. Außer einer Triebwagenhalle mit den dazugehörenden Gleisanlagen sah der Kostenanschlag zwei Verwaltungsgebäude vor. Die Triebwagenhalle ( Halle 2 ) wurde durch die Zunahme der Verbrennungsmotor – Fahrzeuge ( VT, VS und VB ) erforderlich.

Des weiteren entstanden von 1934 bis 1936 der Verbrennungsmotorprüfstand, das Triebwagen – Prüffeld und die Außenschiebebühne.

Der Kriegsausbruch 1939 änderte an den Aufgaben des Raw Dessau nichts.

Am 16. Januar 1945 bekam das Werk erstmalig den Krieg zu spüren. Um 13.00 Uhr fand ein offenbar dem Werk geltender Luftangriff statt. Drei Sprengbomben fielen innerhalb des Werkes. Weitere 27 Bomben fielen 50 bis 200 Metern vom Werk entfernt. Am 7. März 1945 kam der zweite Schlag, der die Stadt Dessau in Schutt und Asche legte und auch das Werk ( ca. 60% ) schwer beschädigte.

Nach achttägiger Belagerung wurde am 21. April 1945 die Stadt Dessau sowie das Raw von amerikanischen Truppen besetzt. Die Wirkung des Krieges waren überall im Werk zu spüren. Die Haupthalle 1 war durch Brand und Kampfhandlungen beschädigt. Die Halle 2 und der Kantinensaal waren total ausgebrannt. Viel schlimmer waren aber die Verluste an Werkzeugen, Messmitteln und technischen Unterlagen.

Am 9. Juli 1945 wurden durch Gebietsausgleich zwischen den Siegermächten die amerikanische von sowjetischen Truppen abgelöst. Im August 1945 erging durch die SMAD ( Sowjetische Militäradministration ) mit Befehl Nr. 36 an den Präsidenten der Zentralverwaltung des Verkehrswesen der Auftrag, die Reparatur von Wagen und Lokomotiven zu organisieren. Es standen in der sowjetischen Zone 4.928 reparaturbedürftige Lokomotiven und 32.927 Wagons. Dies war auch der Start für die Wiederaufnahme der Produktion im Raw Dessau.

Die Arbeitsaufnahme wäre noch viel komplizierter und schwieriger gewesen, wenn nicht Angestellte und Arbeiter, Zeichnungen verwahrt und Skizzen angefertigt hätten. Neben der Reparatur der Eisenbahnfahrzeuge erfolgte die Beseitigung der Kriegsschäden. Hierbei war viel Erfindergeist gefragt, die Materialdecke und Ersatzteile waren dünn gesät.

Laut Festlegung im Potsdamer Abkommen zwischen den Siegermächten sollten alle Kriegsbetriebe demontiert werden. Infolge der Zulieferproduktion von Flugzeugteilen an die Junkerswerke in Dessau in den 30-er Jahren wurde das Raw Dessau in diese Kategorie eingestuft, dieses war für alle ein herber Rückschlag.

1946 begann die Demontage der Anlagen für die elektrische Zugbeförderung. Der Demontage fielen etwa 85 % der maschinellen Ausrüstung, u.a. Lokhebekrane, Schiebebühne, Radsatzdrehmaschinen, Stromerzeugungsanlage zum Opfer. Besonders schmerzhaft war der Versand der elektrischen Lokomotiven, die in Lokzügen das Werk verließen. Alle atmeten auf als die Demontage zu Ende ging. Nach einer Zeitdauer von neun Monaten endete die Demontage am 31. Dezember 1946.

Da der Bestand infolge der Kriegseinwirkung an Schadfahrzeugen groß war wurden ab 1946 Verbrennungstriebwagen, Steuer- und Beiwagen sowie auch Güter- und Kleinbahnwagen instand gesetzt. Später kamen Dampfkessel und –tender hinzu. Sogar eine Dampflokomotive, die 38 1713 wurde komplett aufgearbeitet und eine zweite, die 38 2958 ausgebessert. Neben der Aufarbeitung, Reparatur von Fahrzeugen und Ersatzteilen erfolgte auch die Entwicklung der Werkinfrastruktur. Es wurden Prüfeinrichtungen, Prüfstände und viele andere technische und technologische Einrichtungen geschaffen. Die Zeit ohne elektrische Triebfahrzeuge war für viele ältere Werkstätteneisenbahner des Raw Dessau eine berufliche schwere Zeit. Die Ersatzfertigung, die verstärkte Aufarbeitung von Verbrennungstriebwagen und Kleinlokomotiven, die Aufarbeitung von Kesseln für die Dampflokbaureihen 44, 50, 52 und 64 waren für die E-Lok-Spezialisten kein befriedigender Ausgleich.

Anfang der 50-er Jahre sollte der Standort Dessau wieder in die sich entwickelnde Flugzeugindustrie der DDR einbezogen werden. Dies führte auch zu Aktivitäten im Raw Dessau. Ziel war es das Werk als Zulieferwerk für die sich entwickelnde Flugzeugindustrie auszubauen. Dessau sollte Zulieferwerk für die Baugruppen Rumpf und Tragflächen sowie für Vorrichtungen zum Flugzeugbau werden. Mitten in der Umbauphase als Zulieferwerk für die Flugzeugindustrie kam die Nachricht von der Rückgabe der Anlagen und Fahrzeuge der elektrischen Zugbeförderung. Ende des Jahres 1952 wurde infolge der Rückführung von elektrischen Lokomotiven aus der Sowjetunion die Produktion, Instandhaltung elektrischer Lokomotiven, wieder aufgenommen. Somit war das Raw Dessau wieder fester Bestandteil der Ausbesserungslandschaft der Deutschen Reichsbahn.

197 Elektrolokomotiven und 445 Wagenladungen mit Ausrüstungen und Ersatzteilen wurden nach Dessau zurückgeführt. Alle Öffnungen der E-Loks waren vergittert um das Diebstahlrisiko zu verringern. Mit Begeisterung wurde die Entladung der eingehenden Wagen bei Tag und Nacht durchgeführt.

Um den 17. Juni 1953 war die Episode Flugzeugbau beendet.

Die Ausbesserung von Triebwagen bestimmt das Produktionsprofil. Die Wiederausrichtung des Werkes auf E-Lok-Instandhaltung wird weiter vorbereitet. Die planmäßige Aufarbeitung der E-Loks begann mit der Baureihe E 44. Durch die Verbesserung der technischen und technologischen Ausstattung wurden die Weichen für die weitere Entwicklung zum Instandhaltungswerk für elektrische Triebfahrzeuge gestellt.

Schwerpunkt im Produktionsprogramm 1954 war jedoch die Aufnahme der Stangenfertigung, sowohl für E-Lok aber überwiegend für Dampfloks.

1955 kann als Jahr der Aufnahme der Instandhaltung von elektrischen Lokomotiven in großen Stückzahlen angesehen werden. Der vorgegebene Jahresplan mit der Wiederindienststellung von insgesamt 26 E-Lok der BR E 44 in der Instandhaltungsstufe 5 wurde erfüllt. Die Folgejahre waren gekennzeichnet von der ständigen Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

Im Jahr 1956 wurde die Reparatur der E-Lokbaureihe E 94 begonnen. Im Oktober wurde die E 94 153 dem Bw Halle übergeben. Eine Besonderheit in diesem Jahr war die Beheimatung eines kompletten Kühlzuges des VEB Waggonbau Dessau.

Infolge der stetigen Zunahme der Lokstückzahlen konnte am 26. Juni 1957 die 50-ste E-Lok seit der Wiederaufnahme der E-Lok-Instandhaltung dem Betrieb übergeben werden. Der Ausbau der technischen Infrastruktur ging zügig voran. In der Radsatzwerkstatt werden neue Maschinen in Betrieb genommen, diese waren Sprengringeinwalzmaschine, Reifenbohrwerk und induktive Anwärmvorrichtung für Radreifen.

Das Jahr 1959 brachte auch eine neue Qualität der Aufarbeitung. Die ingenieurtechnische Kapazität des Werkes begann sich auch neuen Feldern der Zusammenarbeit zu öffnen. So wurde der ausgebrannte Elektrotriebzug ET 25 012 „Der rote Dessauer“ ( Höchstgeschwindigkeit 120 km/h – 206 Sitzplätze ) durch die Werkstattarbeiter und Ingenieure des Werkes in Zusammenarbeit mit dem technischen Zentralamt wieder flott gemacht.

Neue Maßstäbe brachte das Jahr 1960 für das Werk Dessau. Durch die ständige Qualitätsverbesserung konnte das Werk erstmalig für die auszuliefernden Fahrzeuge eine Garantiefrist übernehmen. Zusätzlich zur Instandhaltung erhielt das Raw den Auftrag zum Neubau von 30 Kleinlokomotiven. Dieser Auftrag resultierte daraus, dass das Herstellerwerk „Lokomotivbau  Babelsberg“ nicht in der Lage war, den kurzfristig angestiegenen Bedarf für den Güterwagentransport auf Nebenstrecken zu befriedigen.

1962 führte die Entwicklung der Transportleistungen bei der DR zu einem steigenden Triebfahrzeugbestand. Zusätzlich mussten alte Fahrzeuge durch neue ersetzt werden. Die ersten 20 der im LEW Hennigsdorf gebauten E 11 sollten im Raw in dienst gestellt. Nach der Erprobung der E 11 001 und 002 erfolgte ab Jahresende die Indienststellung der BR E 11 und BR E 42 bei der Deutschen Reichbahn. Außerdem ist das Raw Dessau zur Kundendienst – Vertragswerkstatt für die importierte CSSR-Lok V 75 erklärt worden. Für die DR wurden die V 75 001 bis V 75 020 beschafft. Chemie – Großbetriebe haben weitere 35 Stück als T 435 in Dienst genommen. Im Raw sind neun E-Lokbaureihen mit unterschiedlichen Stückzahlen beheimatet die E 04, 05, 17, 18, 21, 44, 77, 94 und 95 ( insgesamt 105 ). Die vier Akkutriebwagen wurden 1962 in das Raw Berlin – Schöneweide umbeheimatet. Außerdem sind im Dessauer Ausbesserungsprogramm noch die Triebwagenbaureihen VT 135 und 137 mit jeweils unterschiedlichen Antriebseinheiten, in Zahl und Ausführung, in der Aufarbeitung. Ein ET 25 der 1959 im Werk aufgebaut wurde steht auch im Unterhaltungsprogramm des Werkes. Am 21. November 1962 wurde die letzte neu gebaute Kleinlokomotive an den Betriebsdienst ausgeliefert. Damit endete die Beauftragung zum Neubau.

Das Jahr 1963 war ein Jahr der Neuorientierung der DR hinsichtlich

  • der Zuordnung der Fahrzeugbaureihen zu den Instandhaltungswerken,
  • der Strategie bei der Beschaffung von Neufahrzeugen und
  • der Anpassung der Instandhaltungswerke an die neuen technischen und technologischen Herausforderungen.

So wurden 1963 die dieselelektrischen Lokomotiven V 75 der DR und die T 435 dem Raw Dessau zur planmäßigen Instandsetzung zu geführt.

Dies erforderte die weitere Ausgliederung und Umbeheimatung von Fahrzeugbaureihen. Es wurden deshalb 1965 Triebwagen ( Trieb-, Steuer-, Beiwagen ) in das Raw Wittenberge bzw. Raw Berlin – Schöneweide ausgegliedert. Zusätzlich wurden in das Produktionsprogramm des Raw Dessau, nach Aufnahme des elektrischen Zugbetriebes mit Einphasenwechselstrom 50 Hz, 25 kv auf der „Rübelandbahn“ von Blankenburg/Harz nach Königshütte im selben Jahr, die vom LEW Hennigsdorf hergestellten Gleichrichterlokomotiven der Baureihe 251, mit einer Stückzahl von 15 Lokomotiven eingeordnet.

Am 11. Juni 1966 wurde dem Raw Dessau in Anerkennung seiner guten Leistungen der Ehrenname „Otto Grotewohl“ ( ehemaliger Ministerpräsident der DDR ) verliehen. Am 7. November 1966 kamen die ersten zwei Lokomotiven der Baureihe V 200 zur Indienststellung nach Dessau. Die beiden Lokomotiven wurden dann an des Bw Leipzig – Wahren ausgeliefert.

Mit dem Jahr 1968 beginnt auch für das Werk ein neuer Abschnitt, in dem es darum geht, die ersten Ausbesserungen an den importierten Diesellokomotiven vorzunehmen. Der erhöhte Kapazitätsbedarf erforderte, dass Baugruppen und Komponenten, sowie Drehgestelle, Radsätze und Fahrmotoren der Diesellokomotiven in das Raw Stendal zur Aufarbeitung geschickt werden mussten. Auf der Leipziger Herbstmesse wurde am 3. September 1968 die 100-ste V-Lok der BR V 200 übergeben. Gleichzeitig wurde ein Vertrag unterzeichnet, der die weitere Lieferung von 100 Lokomotiven für das Jahr 1969 vorsah. Die Einordnung der Diesellokomotiven in die Werkstätten des Raw Dessau erforderte eine hohe Einsatzbereitschaft aller Werksattarbeiter und technische Bereiche. Auch im Sortiment der elektrischen Triebfahrzeuge standen anspruchsvolle Aufgaben auf der Tagesordnung. Der Umbau der E-Lok E 18 19 auf 180 km/h für die VES-M Halle wird durch Getriebeänderung ( Übersetzung wie BR E 19 ) ausgeführt.

Im ersten Halbjahr 1970 wird die erste Diesellokomotive der BR V 130 in Dienst gestellt und dem Werk übergeben.

Im Januar 1971 wurden aus kleinen Meistereien Großmeistereien gebildet. Die Zahl der Mitarbeiter erhöhte sich damit auf durchschnittlich 60-70 Mitarbeiter je Meister.

In der Motorenwerkstatt wurde 1972 die Probezerlegung bei einem Motor der BR 130 vorgenommen. Im Juni wurde die Lok 130 006 als erstes ausgebesserte Tfz dieser Baureihe dem Fahrdienst übergeben.

Für die Übernahme der neuen sechsachsigen BR 250 sind technische Unterlagen zu schaffen, die eine technische und technologische Vorbereitung sichern. Dazu wird im Jahre 1973 die Projektierung der Elektronikwerkstatt durchgeführt und die Qualifizierung der notwendigen Facharbeiter vorgenommen.

Am 10. Juni 1975 wurde der Dieselmotorenprüfstand zur Prüfung der Motore der BR 120, Motortyp 14 D 40, freigegeben. Mit der Indienststellung der im LEW Hennigsdorf hergestellten neuen Fahrzeuggeneration mit hohem Anteil an Leistungs- und Steuerelektronik, der BR 250, wurde schrittweise vom Verdieselungsprogramm Abschied genommen. Am 31. Dezember 1975 verließen die letzten beiden Plan – Lokomotiven der BR 130 das Werk. Zuerst die 130 067 und danach die 130 064. Die Instandhaltung der BR 130 wird an das Raw Cottbus übergeben. Im Produktionsprogramm sind noch die BR 120 sowie Komponenten der BR 130-132. Das Raw Dessau ist auf dem Weg zurück zu seinem ursprünglichem Auftrag, Instandhaltungswerk für elektrische Lokomotiven zu sein.

Am 23. August 1979 wurde die fertig gestellte „E 71 – erste Lokomotive der Welt für hochgespannten Drehstrom“ auf dem Werkhof vorgestellt.

Neben der ständigen Entwicklung der Werkinfrastruktur zur Verbesserung und Optimierung der Produktionsprozesse wurde an das Raw Dessau die Aufgabe gestellt, kurzfristig die Instandhaltung von Zementbehälterwagen in den Betriebsfluss einzuordnen. Im Oktober 1980 übernahmen 45 Werktätige des Werkes diese Aufgabe.

So konnte im Januar 1981 die 150-ste Instandhaltungsstufe E 7 ( Hauptinstandsetzung ) im Werk Dessau fertig gestellt und dem Betriebsdienst übergeben werden. Es war die E-Lok 242 085-9.

Im Jahr 1982 wurde eine weitere neue elektrische Lokomotive in das Instandhaltungsprogramm einbezogen. Das Baumusterfahrzeug der BR 212, die 212 001, wurde im Rahmen einer Probezerlegung durch Veränderung im Laufwerk in die BR 243, 243 001, umgebaut. Am 31. Dezember 1982 wurde der letzte im Betrieb aufgearbeitete Dieselmotor 5 D 49 übergeben. Dieser Motor war zugleich der 645-ste Motor dieses Typs, der im Raw Dessau aufgearbeitet wurde.

Am 23. Dezember 1983 wurde die letzte Lokomotive der Baureihe 120 übergeben. Es war die Lokomotive 120 087, aufgearbeitet nach Instandhaltungsstufe „V 7“. Seit der Beheimatung der BR 120 in Dessau im Jahre 1967, wurden 1087 Triebfahrzeuge im Rahmen der Instandhaltungsstufe 6, 74 Tfz in der V 7 und 1079 Tfz in der V 0 ausgebessert. Hinzu kommen noch 45 Tfz dieser BR für die Industrie.

Damit die Windschleuse als Endprüfstelle der elektrischen Triebfahrzeuge endlich einen Fahrleitungsanschluss erhält, wurden 1984 zwischen den Gleisen 49 bis 54 die Beton – Fahrleitungsmasten gesetzt. Sie ersetzten auch einige im Eigenbau gefertigte Masten.

Der 31. Mai 1985 war ein Jahreshöhepunkt. Zum ersten Mal fährt die Lokomotive 250 001-5 bis an die Windschleuse, denn durch die Fahrdrahtbespannung ist dies nun möglich. Am 12. November 1985 verlässt der letzte im Raw Dessau aufgearbeitete Dieselmotor der BR 120 der 14 D 40 das Werk. Damit wurden insgesamt 1.542 Motoren dieses Typs aufgearbeitet.

1986 ist das Ziel erreicht, das Raw Dessau ist ein reines E-Lok-Werk für 16 2/3 und 50 Hz Stromsysteme. Entsprechend der Probezerlegung laufen die Vorbereitungen für die erste Instandhaltungsstufe E 6 der neuen BR 243. In Lehrgängen der Betriebsakademie werden Mitarbeiter auf den elektrischen, elektronischen und mechanischen Teil vorbereitet. Die Erweiterung der Elektronikstatt wird vorgenommen, um die Aufnahme der Indusi PZ – 80 Instandhaltung zu gewährleisten. Seit April sind Mitarbeiter des Nachrichtenanlagenbaues ( NAL ) im Raw Dessau eingesetzt. Sie rüsten alle Lokomotiven der BR 211/242 und 250, die noch nicht über Zugfunk verfügen, mit diesem aus, so dass jetzt jedes dieser Triebfahrzeuge das Werk mit einer analogen Zugfunkeinrichtung verlässt. Als erstes mit dieser fabrikneuen Funkanlage ausgerüstetes Fahrzeug verließ die Lok 211 012 am 2. Mai 1986 das Werk.

Die BR 244 und die BR 254 erhalten im Jahr 1986 ihre letzten planmäßigen Aufarbeitungen. Es sind die Lokomotiven 244 139-2 und die 254 106-8. Damit werden zwei bewährte, lang im Einsatz gewesene Baureihen, zur Außerdienststellung vorgesehen.

Am 7. März 1989 wurde das Tfz 250 006 als letztes mit Zugfunkausrüstung an den Betriebsdienst übergeben. Damit wurde die Sonderarbeit abgeschlossen und alle Tfz der BR 211, 242 und 250 haben Zugfunk MESA. Nun kann bei jeder Betriebssituation eine Verbindung zwischen Tfz und Stellwerkpersonal hergestellt werden. Insgesamt 334 Tfz wurden mit Zugfunk ausgerüstet.

170 Revisionen und 96 Bedarfsausbesserungen sind geplant. Für die BR 242 ist als 1000-ste Revision E 6 die 242 115-4 in der Bearbeitung. Seit dem 16. Januar 1990 leistet das Raw Dessau Ausbesserungshilfe ( Bedarfsausbesserungen ) für die Deutsche Bundesbahn. Die sechsachsigen DB E-Loks der BR 150 sollen künftig in Dessau revisioniert werden. Die erweiterten Anforderungen an die Aufarbeitung von elektronischen Bauteilen im Werk konnten platzmäßig nicht mehr in der dafür vorgesehenen Werkstatt realisiert werden. Deshalb wurde der ehemalige Dieselmotorenprüfstand zur Elektronikwerkstatt umgebaut.

Durch den Zugang instandhaltungsgünstigeren Baureihen kam es zur endgültigen Ablösung der BR 254 bei der DR ( ex. E94 ).

 

Am 16. November 1990 sind die ersten drei planmäßigen Revisionslokomotiven der Deutschen Bundesbahn ( 110 114-6, 140 033-2 und 140 037-3 ) im Raw eingetroffen.

Die letzte E-Lok der BR 243 wurde vom Hersteller LEW Hennigsdorf an die DR übergeben. Damit waren 1990 insgesamt 655 Stück im Bestand der DR. Damit läuft die 1984 begonnene Serienproduktion dieser zahlenmäßiger häufigsten BR der DR aus. Die „neue“ Werklok Nr. 5, Altbau-E-Lok E 44 044 erhält eine Revision E 6.

Am 30. April 1991 wird für die DR ein bestehender Vertrag mit der Firma Skoda durch den Abschluss der Lieferung von 20 elektrischen Zweisystemlokomotiven der BR 230 ( jetzt BR 180 ) realisiert. Für die weitere Betreuung der BR 230 im Nach – Garantiezeitraum wurde das Raw Dessau festgelegt. Die erste planmäßige durchgeführte Revision der BR 150 der DB, an der E-Lok 150 001, wurde am 13. September 1991 übergeben. Es wurde 136 Revisionen und 263 Bedarfsausbesserungen für die DR ausgeführt. Für die DB wurden 44 Lokomotiven ausgebessert.

1992 hatte das Werk 1432 Beschäftigte. Im Produktionsprogramm enthalten: 126 Revisionen und 84 Bedarfsausbesserungen für die DR. Der Einbau der Pz 80 Anlagen soll bei 120 Lokomotiven vorgenommen werden. Für die DB werden 42 Revisionen ( BR 150 ) durchgeführt werden und eine große Anzahl von Bedarfsausbesserungen der BR 110, 140 und 150. Der Drehgestellwechsel ist jetzt auch ohne Kran möglich. In der Halle 1 wurde eine neue Hubanlage in Betrieb genommen.

Im Jahr 1993 hatte das Werk 1197 Beschäftigte. Schwerpunkt der Investitionen für dieses Jahr war der Abschluss der Arbeiten an dem neuen Heizkraftwerk für 7,9 Millionen DM. Die Gasversorgung des Werkes wurde von Stadtgas auf Erdgas umgestellt.

Ab dem 1. Januar 1994 gilt eine neue Betriebsstruktur, Regionalbereich Dessau, mit dem Stammhaus Dessau. Zum Regionalbereich gehören nun das Raw Halle sowie die Niederlassung Wittenberg. Der Regionalbereich Dessau hat 2201 Beschäftigte. Am 31. August erfolgte die Übergabe der Strahlanlage für Lokkästen.

1995 hatte der Regionalbereich mit dem Raw Halle ( 736 ) und dem Werk Wittenberge ( 98 ) zusammen 1950 Beschäftigte. Mit Zuschlag für das Werk Dessau im Ergebnis einer internationalen Ausschreibung wurde für Tansania ein Auftrag zur Ausbesserung von vier Unfalldrehgestellen dieselelektrischer Lokomotiven ausgeführt.

In Anwendung der „Langfristigen Werkordnung – LWO“ wurde 1996 die Regionalbereichsstruktur wieder abgeschafft. Das Werk Halle wurde wieder eine eigenständige Niederlassung. Die bisherige Niederlassung Wittenberge wurde ein Werkteil vom Werk Dessau und im Rahmen der Strukturänderung ein Fertigungssegment. Das gesamte Jahr über war im Segment 1 ( Demontage- und Montage der Tfz ) die Arbeit nur unter Einschränkung der Aufarbeitungsflächen möglich. Der Grund war die Fußbodenerneuerung, die sich auch noch in das Jahr 1997 hineinziehen wird.

Der Standort Wittenberge/Roßlau wurde 1997 endgültig dem Werk Dessau zugeordnet und als Segment 5 integriert. Die Beschäftigtenzahl beträgt jetzt 1184. Die vom Werkteil Wittenberge übernommene Güterwageninstandsetzung in der Wagenausbesserungsstelle Roßlau und Wittenberge stellt ein zusätzliches Aufgabengebiet dar, denn nun gehören Güterwagen aller Gattungen und Bauarten, Kesselwagen und Reisezugwagen zum Instandhaltungsprofil dieses Segmentes. Das Segment Wittenberge ist seit 1994 ein sehr geschätzter Partner vieler Anschlussbahnbetriebe in der Region. Der Lokkran 5 sowie die Oberlichter in der Radsatz- und Fahrmotorenwerkstatt wurden erneuert. In den Jahren 1993, 1995 und 1997 wurden im Werk jeweils 15 E-Lok der BR 143 mit der Technik für die Linienförmige Zugbeeinflussung ( LZB ) ausgerüstet.

1998 hatte das Werk 1104 Beschäftigte. Mit der zweiten Stufe der Bahnreform werden alle Transportbereiche der DB-AG in Nahverkehr, Fernverkehr und Ladungsverkehr zu selbständig operierenden Unternehmen. Deshalb soll der Geschäftsbereich Werke ebenso wie die Traktion auf die Transportbereiche aufgeteilt werden. Diese Integration in die einzelnen Fachbereiche beinhaltete aber auch eine generelle Umbeheimatung von Lokomotiven. Als  Lokomotiven von DB Cargo werden die BR 150 also künftig in Opladen und die BR 155 in Cottbus beheimatet. Die letzte 155-er Revision war die 155 001-1. Als Nahverkehrs – Lokomotiven wurden von Opladen die BR 110 und 111 übernommen. Am 16. Januar wurde die Großteilwaschanlage übergeben. Die zweite Lokhubanlage und eine Radsatzwaschanlage werden in Betrieb genommen.

Im Jahr 1999 hatte das Werk 1025 Beschäftigte. Die Achssenke im Loksegment, die seit 1929 ihren Dienst getan hat, ist nun so weit verschlissen, dass es nicht mehr möglich ist sie mit einem vertretbaren Aufwand instand zu setzen. Am 25. Februar wurde die neu beschaffte Achssenke zur Nutzung übergeben. Im Instandhaltungsbestand des Jahres befanden sich folgende Tfz – Baureihen mit insgesamt 1380 Tfz, die sich pro Baureihe so aufschlüsseln:

  • BR 110 = 372 Stück
  • BR 111 = 226 Stück
  • BR 112.0 = 38 Stück
  • BR 112.1 = 90 Stück
  • BR 113 = 11 Stück
  • BR 143 = 632 Stück
  • BR 171 = 11 Stück

Das Werk Dessau wurde in die DB Regio AG integriert.

2000 hatte das Werk 1041 Beschäftigte. Ab 1. April 2000 tritt das Unternehmen Deutsche Bahn einschließlich aller 100% - Tochterunternehmen unter dem Markenzeichen „Die Bahn DB“ mit neuem Logo auf.

Das Werk hatte 2001 1001 Beschäftigte. Im April kommt die erste Lok der Baureihe 101 ( 101 104-8 ) zur Beseitigung eines Unfallschadens in das Werk. Die 143 001-5 sowie die 194 580-7 ( ein Nachbau der DB ) werden instand gesetzt. Drei ET 425 werden behandelt. Als größtes Investitionsvorhaben des Jahres wird die Rekonstruktion der Gleisanlage in der Halle 1 für die neue Schiebebühne vorbereitet. Im Juli war der Eurosprinter 127 001-6 im Werk Dessau zur vereinfachten Revision. Neben der Baureihe 180 ist die Baureihe 127 eine weitere Mehrsystemlokomotive. An der im Auslieferungszustand befindlichen blauen Museumslok E 10 121 wurde eine Revision ausgeführt. Die erste BR 145, die 145 009-7 ist zur Unfallinstandhaltung im Werk.

2002 hatte das Werk 1113 Beschäftigte. Im Januar findet die Probezerlegung von Drehgestellen der 146 003-9 statt. Die erste Revision an der 101 136-0 wird ausgeführt. Die erste Siemens – Taurus – Lok ist im Werk ( HUPAC ES64 U2-102 ). Die historische E 04 01 wurde zur Überführung für eine Ausstellung aufgearbeitet. Am 13. Februar wurde ein ICE 3 als Komplettzug dem Werk zugeführt. Im Bereich der Endprüfhalle wurden die Segmente getrennt und das defekte Teilsegment zur Reparatur zum Hersteller überführt. Die Komplettierung des Gesamtzuges erfolgte nach Reparatur des Teilsegmentes dann beim Hersteller. Die erste Lok der Baureihe 185 wird dem Werk Dessau zugeführt. Die Unfalllok 101 087-5 wird repariert und die ersten beiden E-Lok der BR 152 ( 152 131-9 und 152 085-7 ) sind im Werk.

Das Werk hatte 2003 1076 Beschäftigte. Neu in das Produktionsprogramm wurden die Baureihen 139, 141, 151 und 181.2 aus dem Werk Opladen sowie die Baureihe 155 wieder zurück aus dem Werk Cottbus übernommen. Bei der BR 143 kommt es seitens DB Regio zur Verlängerung der Revisionszyklen von 900 Tkm auf 1,4 Mio. km.

 

2004 hatte das Werk 1056 Beschäftigte. Seit dem 1. Januar firmiert das Werk im Unternehmensbereich Dienstleistungen als Produktbereich Lok, DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH, Werk Dessau. Als Produktbereich E-Lok sind im Werk Dessau Zentralwerkstätten für folgende Kernkompetenzen eingerichtet:

- elektrische Fahrmotoren

- Treibradsätze

- Drehgestelle

- Transformatoren und Schaltwerke

- Stromabnehmersysteme

- Hauptluftverdichteranlagen

- Hauptschalter und Leistungselektronik.

Darüber hinaus sind im Werk auch 10 E-Lok BR 372 der CSD ( wie BR 180 ) und einige Diesellok der BR 290/294 der DB Cargo. Erstmals werden Triebdrehgestelle der ICE 1 und 2 hauptinstandgesetzt. Von 1998-2004 wurden im Werk 111 E-Lok der BR 111 mit einem Regio – Paket ausgerüstet.

Das Werk hatte 2005 1011 Beschäftigte. Die hauptuntersuchte und wieder im DB – Blau der 60-er Jahre lackierte E 18 047 wurde am 8. März feierlich an den Halter DB Historische Verkehre übergegeben. Die erste Revision mit roter Original – DR – Farbgebung seit 1994 an einer E-Lok BR 109 ( ex E 11 DR ), wurde am 27. April mit der 109 030-7 an das EVU PE-Cargo übergeben. Die 142 001-7 folgte am 23. August für die MTEG. Eine neue Herausforderung war die erstmalige Durchführung einer Revision an einer BR 103 für DB Historische Verkehre. Die 103 184-8 wurde am 29. Juni übergeben. Im Oktober ist die 110 511-3 ( ex 139 134-1 ) mit weißer Lackierung mit rotem Streifen al Werklok und Kundenersatzfahrzeug betriebsbereit.

 

2006 hatte das Werk 946 Beschäftigte dazu kommen noch 80 Leiharbeiter. Der Anteil von Leistungen für Dritt-EVU steigt. Ein Beispiel dafür ist im Juni die Hauptuntersuchte der 139 312-3 mit auffälligem Design für Lokomotion Rail in München. Im Juli wird die mit Schnellfahrantrieb für Messfahrten bis 280 km/h versehene 103 222-6 an DB VTZ Minden revisioniert übergeben. Aus der 143 120 entsteht die 114 301 ( 160 km/h ).

Das Werk hatte 2007 929 Beschäftigte. Die erste Revision an einer BR 120 ( 120 152 ) wird im Januar übergeben. Die sechsachsige MEG 803 ( ex 156 003 ) wird ebenfalls hauptuntersucht fertig gestellt. Es werden wieder regelmäßig Revisionen an der BR 140 durchgeführt. Von 1995-2007 wurden im Werk 400 E-Lok der BR 143 mit einem Regio – Paket ausgeliefert.

2008 hatte das Werk 974 Beschäftigte. Als Kontrast zu den überwiegenden neuen Baureihen ist die als letzte durch die DR 1945 in Betrieb genommene E 94, die 194 158-2 zur Verlängerungsuntersuchung mit Radsatztausch im Werk.

Das Werk hat 2009 1001 Beschäftigte. Die Museums – Diesellok V 100 003 des Wittenberger Vereins wird mit einer GSM-R Zugfunkanlage ausgerüstet. Betreut werden derzeit die zahlreichen in Deutschland und Europa verkehrenden Baureihen 101, 111, 112, 114, 120, 141, 143, 145, 146, 155, 180, 181.2 und 185. Einen Schwerpunkt der Arbeiten des Werkes bildet die Fertigung und Instandsetzung von Fahrmotoren der zahlreichen, betreuten elektrischen Lokomotiven. Mittlerweile zählen auch zahlreiche private Eisenbahn-Verkehrsunternehmen zu den Kunden, die die Dienstleistungen des Werkes Dessau in Anspruch nehmen, so dass sich im Jahr 2009 zeitweise ein recht buntes Bild in den Werkhallen dem Besucher eröffnet.

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